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The unexpected - Robin Stiefel


 

Die Ruhe vor dem Sturm...


Es war Samstagnachmittag – ursprünglich war geplant am Abend zu grillen und ein paar Freunde einzuladen. Doch ein Blick aus dem Fenster ließ mich böses erahnen, ein zweiter Blick in meine Wetter-App bestätigte mir letztendlich meine Vermutung. Das Wetter würde in den nächsten 3 Stunden komplett umschlagen und eine Schlechtwetterfront kündigte sich an. Das gemeinsame Grillen musste wohl ausfallen. Planänderung: viel zu überlegen gab es in diesem Moment nicht, mit den Freunden wurde kurzerhand ein Ausweichtermin vereinbart und das Tackle war schneller im Auto als man gucken konnte. Irgendetwas sagte mir, dass wir ganz dringend ans Wasser mussten.


Auf dem Weg noch kurz eine Pizza geholt, und ab an den ausgewählten Platz am See um die Ruten so schnell wie möglich zu legen bevor das Wetter ankam. Wir wussten in diesem Moment, dass uns das Wetter noch ganz schön um die Ohren fliegen würde, doch das machte uns nichts aus – nächtigten wir doch sehr komfortabel im VW-Bus. Immer ein gutes Gefühl, bei heftigen Gewittern nicht im Zelt schlafen zu müssen. Doch nicht jedes Gewässer lässt es zu, so nah an den Platz mit dem Auto fahren zu können. In diesem Fall war das aber kein Problem und der T5 stand direkt hinter den Ruten. Kurz nachdem die Ruten lagen, sprang ein mächtiger Fisch keine 5 Meter hinter dem Spot, an dem meine rechte Rute platziert war. Ich hatte ca. 1kg Monster GLM Boilies in einem kleinen Radius um den Hakenköder verteilt – scheinbar wirkten diese auch relativ schnell. Wir aßen unsere Pizza und genossen den Abend bei einem Glas (natürlich war es ein Becher) gutem südfranzösischem Rotwein. Es vergingen keine 2 Stunden, da bekam ich einen ansatzlosen Run auf die rechte Rute… Zuerst vermutete ich einen kleinen Fisch, da er kaum Gegenwehr leistete und regelrecht bis ans Ufer mitschwamm ohne auch nur irgendwelche Anstalten zu machen. Doch auf einmal spürte ich ordentlich Gewicht am anderen Ende – der Fisch bemerkte wohl erst an der Uferkante so richtig, was eigentlich los war und der Drill begann. Glücklicherweise konnte ich ihn kurze Zeit später sicher Keschern und war total Fassungslos, als ich ins Netz schaute.

Ein massiver Rücken zeigte sich im Kescher

Ein massiver, breiter Schuppi lag vor mir in den Maschen. Das muss einer der ganz großen aus dem See sein. Nach mehrmaligem genauen Hinsehen war mir klar, dass es ein für mich absolut unbekannter Fisch war. YES – solche Überraschungen sind mit Abstand die schönsten. Ob es wohl der Fisch war, der kurz davor noch direkt hinter dem Spot sprang…? Ich konnte mein Glück kaum fassen, packte den Fisch in die Schlinge damit er sich erstmal beruhigen konnte. Währenddessen bereitete ich völlig euphorisiert alles vor, um den Fisch schnell zu wiegen und zu fotografieren.

...alles in allem ein perfekter Schuppi...

Nach ein paar Fotos ließ ich ihn schonend in seine gewohnte Umgebung zurückgleiten. Was für ein Abend – würden wir doch jetzt eigentlich zuhause beim Grillen sitzen…Das Bauchgefühl hatte mal wieder Recht. Kurz nachdem wir den Fisch zurückgesetzt und die Rute neu gelegt hatten, schlug die Gewitterfront voll ein. Wir verzogen uns in unseren Bus und saßen das Ganze aus. Die folgende Nacht verlief ruhig und am Morgen lag der See da wie ein Ententeich. Doch das war nur die Ruhe vor dem Sturm – eine Benachrichtigung auf meinem Handy holte uns mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Das nächste Gewitter war im Anmarsch – man fühlte förmlich, dass die Luft geladen war und uns wieder ein ordentliches Donnerwetter bevorstand. An diesem Morgen wollte mich mein Onkel am Wasser besuchen, von dem ich vor vielen Jahren das Angeln gelernt hatte. Wir sahen von weitem schon den starken Regen auf uns zukommen, als sich auf einmal wieder die rechte Rute meldete. Kaum hatte ich die Rute aufgenommen, lief fast zeitgleich die linke Rute ab – was war jetzt los?? In diesem Moment, kurz bevor das Unwetter bei uns ankam, passte wohl einfach alles. Nun standen wir beide mit krummer Rute da. Wir schafften es leider nicht, die beiden Fische noch vor dem einsetzenden Starkregen zu Keschern und so waren wir am Ende pitschnass. Aber es gibt wohl schlimmeres!

...im Platzregen blieb wenig Zeit für Fotos - es schüttete wie aus Eimern...

Wir schossen kurz 2-3 Fotos und setzten die beiden makellosen Spiegler in ihr Element zurück. Kurz darauf packten wir völlig durchnässt unsere sieben Sachen ein und fuhren nach Hause. Wieder einmal wurde klar, wie gut es ist, auf sein Bauchgefühl zu hören und sich leiten zu lassen.


Robin Stiefel – Team Waterworld