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Spundwand-Storys - Christian Schuster


 

Hallo Leute, mein Name ist Christian Schuster und ich komme aus dem schönen Nürnberg. Einige kennen mich vielleicht von Instagram wo ich schon länger aktiv mit der Fotografie unterwegs bin. Nun sitze ich hier an meinem Hausgewässer, dem RMD Kanal und möchte Euch das Angeln dort etwas näherbringen.

Doch was soll ich schreiben?

In Zeiten wo andere Angler schon DVDs über den Kanal herausgebracht haben, andere wiederum auf YouTube Videos davon online stellen. Alles was es zu beachten gibt wurde schon zigmal niedergeschrieben. Deswegen werde ich hier nur am Rande auf Montagen und Platzwahl eingehen. Viel mehr sind das die Geschichten und Erlebnisse was den Kanal ausmachen und natürlich die Fische welche ihn so interessant machen.


 Wir haben jetzt Mitte Juli - die Saison ist im vollen Gange. Wenn ich die bisherigen Sessions zähle bin ich bei 20 Nächten angelangt. Nicht gerade viel doch meine Angelei beschränkt sich meistens von Freitag auf Samstag und die reichen aus um hier die verschiedensten Sachen zu erleben. Kennt Ihr das wenn man sich an einen Platz heimisch und wohl fühlt? Immer dasselbe Ritual, Auto Parken, Trolley beladen, die ersten Meter über die Autobahnbrücke laufen, dann die Schleuse entlang und in Gedanken „was und wie wird es heute werden?“

 Nun sitze ich wieder auf meinen Lieblingsplatz, bin eben dabei meine Ruten zu beködern. Was da dran kommt ist mir im Vorfeld schon klar. Eine Rute wird mit meinen Lieblingsboilies, den Mullberrys, beködert. Die andere mit einem GLM Boilie. Es werden die typischen Spots von mir angeschmissen, eine fliegt in die Fahrtrinne, die andere wird an der Spundwand abgelegt.

Nun heißt es warten

 Warum ich immer wieder diesen Platz befische? Ganz klar, er ist an der Grenze zum Schleusenbereich, ein genereller HOTSPOT die Fische wenden hier oder halten sich gar auf. Von der anderen Seite könnte ich vom Auto aus angeln. Aber das wissen mehr, lieber schleppe ich mein Tackle und bin abgeschieden.

 Während dem ich warte, bringe ich die Worte zu Papier, mein Blick schweift immer wieder über den Kanal. Dabei denke ich mir „Heute, genau Heute ist wieder so ein Tag“ Nichts ist sicherer wie die Unsicherheit des Kanals. Er ist eine Diva und nichts auf der Welt habe ich bisher mehr gehasst und geliebt zur gleichen Zeit. Man kann sich hier nach nichts richten, weder nach dem Wetter, dem Luftdruck noch nach der Uhrzeit. Mein 5tes Jahr an der Rinne und immer noch keine Erkenntnisse.

 Der Wetterbericht sagt nichts Gutes voraus - starkes Gewitter und Unwetter, nur diesmal bin ich darauf vorbereitet. Das letzte Mal kam es ohne Vorankündigung, ich war nicht darauf vorbereitet und es endete im Chaos. Notdürftig wurde das Brolly ohne Front mit Expander nach unten gespannt. Die ganze Nacht lag ich hellwach auf der Liege mit einer Hand am Schirm und hoffte dass einfach alles gut geht. Natürlich lief bei dem größten Sauwetter dann auch noch eine Rute ab. Das konnte ich ehrlich gesagt in diesen Moment nicht gebrauchen. Entweder Fisch weg oder Brolly weg. Es half nichts ich musste raus. Schirm beschwert und gehofft dass er da bleibt wo er ist.

Zum Glück ist alles gut gegangen

Das war bisher nicht die einzige schlaflose Nacht hier. Man kann hier auch Sternstunden erleben wo die Fische dich nicht schlafen lassen. 10 Fische in 12 Stunden -  alles ist möglich hier. Sogar ein unbekannter 20 kg Fisch ist hier schon gefallen. Und das alles nur ein paar Minuten von meiner Haustüre entfernt. Mit dem Fahrrad brauche ich hier gerade mal 6 Minuten hin, was natürlich für Futterkampagnen nicht schlecht ist. Da kommen bei mir die OFF CUT Boilies zum Einsatz. Da das Kanal-Stück stark befischt ist wachsen die Fische gut ab, aber auch wandern sie durch die Schleusen, deswegen ist man hier immer auf Überraschungen gespannt.

 

Deswegen geh ich gerne an den Kanal, genau wegen solchen Fischen

 Der Unterschied zwischen Tag und Nacht ist hier echt extrem - tagsüber an sonnigen Tagen laufen und fahren gut gern mal 100 Leute zwischen deinem Brolly und den Ruten durch. Einige grüßen einen die anderen schauen dich an als ob man von einem anderen Stern kommt. Nicht selten ist es schon fast zu einem kleinen Unfall gekommen, wenn mittendrin die Rute abläuft und man schnell die Seiten wechseln muss. Doch wenn es dunkel wird und die Sonne untergeht spürt man den urbanen Flair, die Beleuchtung geht an, fast keine Passanten kommen mehr. Die Laternen sind die Sterne der Stadt, doch an Ruhe ist hier trotzdem nicht zu denken.

 

Im Rücken ist die Autobahnabfahrt, neben dir die Autobahnbrücke, gegenüber liegt dazu noch die Mississippi Queen, ein fest verankertes Partyboot auf dem immer wieder mal Veranstaltungen sind die bis 5 Uhr morgens gehen. Somit hat man die ganze Nacht Lärmbeschallung von allen Seiten.

Warum?

Warum tut man sich das an? Diese Frage stellt man sich oft, doch dann ertönt ein bekanntes Geräusch im Dauerton, genau das was wir alle lieben, man nimmt die Rute auf und der Tanz beginnt. Die Kraft der Fische aus dem Kanal ist einmalig. Die harten fluchten und die Ungewissheit was am anderen Ende hängt. Oftmals, erst kurz vor dem Kescher weiß man, dass es ein guter Fisch ist, aber selbst über die kleinen freut man sich hier.

Man muss über alles froh sein was der Kanal einem gibt

Da kann ich mich an ein hoffentlich einmaliges Erlebnis erinnern dieses Jahr, es war eine super Nacht mit viel Fisch. Es muss so um halb 2 morgens gewesen sein, die Rute von meinen Kollegen lief ab und ein super Fisch lag auf der Matte. Alles hergerichtet für das Foto, das ist hier kein großes Problem da die Lampen alles Taghell ausleuchten. Als wir soweit waren kam ein Auto in unsere Richtung, kein gutes Zeichen, im Normalfall dürfen nur Kontrolleure und Einsatzwägen hier fahren. Wir hofften beide dass es nur Kontrolleure sind - tja, Falsch gedacht! Die Polizei kam. Wir dachten uns beide nur FUCK, was sollen wir tun, Fisch auf der Matte und ich die Kamera in der Hand. Und hinter mir hält das Polizeiauto.

Was wird nun passieren?

Kontrollieren sie uns nur, bekommen wir ärger? Jeder von uns kennt das deutsche Gesetz. Wir schauen die Polizisten an, welche einfach nur aus ihrem Auto starren, bewegen uns nicht wie in einer Schockstarre... nach einer halben Minute Blickkontakt von beiden Seiten passiert es ... nichts ... es passiert nichts, sie fahren einfach weiter, kein Gruß, kein Ärger. Gott sei Dank - die Fotos wurden schnell gemacht und was man dann macht wisst ihr ja. Aber was sich die Polizei gedacht hat würde ich bis heute noch gerne erfahren.

 

 Genau sowas ist Kanal

Genauso wie dass Schiffe direkt vor dir anlegen und dein Tackle fast zerstören. Deswegen muss man mobil sein. Low Tackle, nur das Nötigste was man braucht, nach all den Jahren habe ich immer mehr Zuhause gelassen.

 

Die Ruten eingeholt - legt das Schiff an oder wartet es nur dass es in die Schleuse kann?

 Jetzt bin ich wieder bei heute, sitze hier und warte was heute und die nächsten Male passieren wird. In ein paar Stunden laufen wieder dieselben Leute wie immer vorbei, der eine Gangster mit seinem starren Blick, ohne uns zu Grüßen, das Rentnerpaar, welches immer auf einen Plausch bleibt. Ich mag es, wenn man sich auf Angelplätzen wohnlich fühlt.


Die Storys und Erlebnisse kennen kein Ende. Doch deswegen gehen wir alle raus, nicht nur Fisch zählt, sondern das Komplettprogram. Die Erlebnisse formen uns und machen das aus uns was wir sind. Das war es erstmal von mir. In nächster Zeit wird der eine oder andere Kanal Quicky online gehen, in dem ich Euch kurz zeige wie ich am Kanal vorgehe, welche Rigs ich benutze und warum ich welche Stellen befische.


   Christian Schuster 


 Während des Schreibens ist auch ein Fisch abgelaufen den ich Euch natürlich nicht vorenthalten mag.

 

Mullberry regelt zu 100% - ich habe totales Vertrauen in diesen Köder, die Kanalfische lieben ihn!